Reflektieren

Mit der Methode „Reflektieren“ festigen die Kinder das bereits erworbene Rechtschreibgespür, indem sie Gemeinsamkeiten und Besonderheiten entdecken, Eigenregeln aufstellen und überprüfen und so sukzessive ein Rechtschreibwissen aufbauen.

In der Rechtschreibwerkstatt sind hierfür folgende weiterführende Übungen vorgesehen:

  • Aufgaben zum Nachdenken
  • „Rumpelkammer“ aufräumen

Die Aufgaben zum Nachdenken (Aufgaben für Spürnasen) können z. B. am Ende, aber auch als Erweiterung der Sortierübungen eingesetzt werden. Das Aufräumen der „Rumpelkammer“ sollte immer erst zum Abschluss eines Lernbereichs stattfinden.

Aufgaben zum Nachdenken

Ziel der Aufgaben zum Nachdenken (Aufgaben für Spürnasen) ist es, dass die Kinder sich auf der Grundlage des bereits erworbenen Rechtschreibgespürs die sprachlichen und rechtschriftlichen Zusammenhänge innerhalb eines Lernbereiches bewusst machen und Eigenregeln entwickeln. Mit zunehmendem Rechtschreibwissen werden diese immer wieder hinterfragt und immer weiter ausdifferenziert. Auf die Eigenregeln können die Kinder dann bei der Überarbeitung der selbst geschriebenen Texte zurückgreifen (Textkorrektur).

Die Aufgaben zum Nachdenken können aber auch zur Differenzierung für sprachlich kompetente Kinder eingesetzt werden. Hier können die Kinder sich selbstständig ein Rechtschreibwissen aneignen, das über das hinausgeht, was für die Rechtschreibung selbst benötigt wird. Für die Aufgaben zum Nachdenken können oft die Sortierübungen mit dem Modellwortschatz / Grundwortschatz genutzt und weiterentwickelt werden (entsprechende Aufgabenstellungen und dazugehörige Lösungshinweise sind in den Aufgabenkarteien zum Modellwortschatz enthalten).

Es ist sinnvoll, die Kinder die Aufgaben zum Nachdenken in kleinen Gruppen bearbeiten zu lassen. So werden sie am ehesten dazu angeregt, sich miteinander über die Rechtschreibung auszutauschen. Darüber hinaus ist es hilfreich, wenn die Kinder ihre Beobachtungen und Diskussionsergebnisse bzw. die erstellten Eigenregeln in ein „Spürnasenbuch“ eintragen. Dies kann ein einfaches Schreibheft (DIN A5) oder eine dickere Kladde sein. Die Kinder tragen zuerst den Lernbereich und dann die erstellte Eigenregel ein. Dabei sollten sie immer nur eine Regel auf eine Seite schreiben, damit diese später noch ergänzt oder verändert werden kann.

„Rumpelkammer“ aufräumen

Es ist nicht sinnvoll, die Kinder Wörter üben zu lassen, deren Schreibungen sie mit ihrem aktuellen Rechtschreibwissen noch nicht verstehen können. Für solche Wörter steht in der Sortierbox („Wörterkiste“) für den Modellwortschatz / Grundwortschatz daher ein besonderes Fach zur Verfügung: die „Rumpelkammer“. Wörter, die ein Kind selbst in der Erwachsenenschrift schreiben will, werden auf Zettel geschrieben und in die „Rumpelkammer“ sortiert. Hier werden Wörter aus drei Bereichen gesammelt:

  1. Klassenwörter (z. B. häufig geschriebene Wörter aus Projekten und Werkstätten),
  2. individuell wichtige Wörter (z. B. Wörter aus dem Hobbybereich, wichtige Namen),
  3. Wörter aus „Rumpelkammer“-Übungen (Aussortieren der Wörter).

Bevor ein Kind einen Lernbereich abschließt, durchsucht es die Wörter seiner „Rumpelkammer“. Es sortiert die Zettel mit den Wörtern aus, die es mit seinem bisher aufgebauten Rechtschreibwissen richtig schreiben kann, und schreibt sie noch einmal als Liste auf. An so einer Wörterliste ist dann schnell zu erkennen, wie genau das Kind den abgeschlossenen Lernbereich erfasst hat.

Es hat sich bewährt, das Aussortieren der Wörter aus der „Rumpelkammer“ in Kleingruppen zu diskutieren:

Jeweils zwei, drei oder vier Kinder schauen sich gemeinsam jedes „Rumpelkammer“-Wort eines Kindes an und besprechen, ob das Wort (bezogen auf den gerade abgeschlossenen Lernbereich) aussortiert werden kann oder in der „Rumpelkammer“ verbleiben soll. Auf diese Weise reflektieren die Kinder zum Abschluss immer noch einmal, was sie in dem betreffenden Lernbereich gelernt haben.

Die gemeinsamen Diskussionen festigen darüber hinaus auch das Gespür für die Regelhaftigkeiten der deutschen Rechtschreibung. So wird mit der Zeit der Kreis der Wörter, die ein Kind sich auf andere Weise merken muss oder die noch mit dem Wörterbuch überprüft werden müssen, immer kleiner.