Sprache nutzen

Alles, was wir schreiben, basiert auf unserer Sprache. Die Sprachkompetenz der Kinder ist daher eine wichtige Vorerfahrung, die sie in den Rechtschreiblernprozess bereits einbringen.

Allerdings ist die Sprachkompetenz nicht eine einzelne Fertigkeit, sondern aus vielen Teilaspekten zusammengesetzt. In jedem Lernbereich werden bestimmte Aspekte der Sprachkompetenz aufgegriffen, mit Hilfe der jeweiligen Übungen weiterentwickelt und für den Erwerb eines sicheren Rechtschreibgespürs genutzt.

Die Übungen zur Weiterentwicklung des Sprachgespürs bilden in jedem Lernbereich den Ausgangspunkt. Darauf aufbauend werden Rechtschreibgespür, Rechtschreibwissen und die Korrekturkompetenz ausgebildet.

In den einzelnen Lernbereichen bedeuten „Sprache nutzen“ und die Weiterentwicklung des Sprachgespürs jeweils Folgendes:

Lernbereich LB (Laut-Buchstaben-Zuordnung):

  • Wörter deutlich und hochdeutsch(!) aussprechen (als notwendige Grundlage für die Lautanalyse)
  • beim Schreiben in einer „Dehnsprache“ mitsprechen

Lernbereich LD (Lautsprachliche Durchgliederung):

  • Wörter so aussprechen, wie sie geschrieben werden – also „überdeutlich“, um alle Laute eines Wortes hörbar zu machen (auch solche, die wir häufig verschlucken, wie z. B. in den Wörtern gehen oder Bart)
  • beim Schreiben in der „Schreibsprache“ mitsprechen

Lernbereich LV (Langer/Kurzer Vokal):

  • lang und kurz gesprochene Vokale deutlich aussprechen und treffsicher unterscheiden
  • beim Schreiben in Silben mitsprechen (so bleiben lang und kurz gesprochene Vokale hörbar und werden nicht durch die „Dehnsprache“ verwischt)

Lernbereich WA (Wortart bestimmen):

  • Wörter ableiten und darüber die jeweilige Wortart bestimmen (verschiedene Personalformen → Verb; Vergleichsstufen → Adjektiv; Singular und Plural → Nomen)
  • die Funktion eines Wortes im Satzzusammenhang erkennen
  • beim Schreiben dieses Gespür für die Groß- und Kleinschreibung nutzen

Lernbereich WU (Wörter umformen und ableiten):

Das Wortstammprinzip der deutschen Rechtschreibung soll das Lesen erleichtern, speziell das schnelle Erfassen der Wortbedeutungen. Andererseits kommen dadurch Schreibungen vor, die nicht durch deutliches Sprechen und genaues Hören allein erschlossen werden können: Auslautverhärtung (z. B. Bild), Silben trennendes h am Wortende (z. B. Kuh), Umformungen aä und auäu (z. B. Wälder, Bäume), Lautverhärtung in Verbableitungen (z. B. du lebst). In diesen Fällen hilft das Umformen eines Wortes (Kontrollwort bilden), um den Wortstamm und die Schreibung zu erschließen (z. B. BildBilder, Kuhhe, WälderWald, BäumeBaum, du lebstleben).

Die Weiterentwicklung des Sprachgespürs bedeutet im Lernbereich WU also:

  • das Wortstammprinzip der deutschen Rechtschreibung verinnerlichen
  • passende Kontrollwörter bilden und ein sicheres Gespür dafür bekommen, welche Stellen im Wort kritisch sind, wann also die Technik „Kontrollwort bilden“ weiterhilft
  • beim Schreiben (und Korrigieren) diese Technik für die Entscheidung von Zweifelsfällen nutzen

Lernbereich WZ (Wörter zusammensetzen und zerlegen):

Ziel ist es, zusammengesetzte Wörter in ihre Bestandteile zerlegen zu können, um dann die bisher erlernten Rechtschreibprinzipien auf die einzelnen Bestandteile anzuwenden:

  • Trainiert wird diese Kompetenz, indem die Kinder selbst zunächst viele Wörter bilden (mit Vor- und Nachsilben oder als Komposita), um ein Gespür dafür zu bekommen, aus welchen Bestandteilen Wörter zusammengesetzt sein können.
  • Mit Hilfe dieser Übungen entdecken die Kinder zum einen viele Wörter noch einmal neu, die sie schon kennen (z. B. im Fahrrad „stecken“ die Wörter fahren und Rad). Zum anderen können sie ihren Wortschatz um viele neue Wörter erweitern.

Lernbereich AF (Ausnahmeschreibungen und Fremdwörter):

  • Bei den Ausnahmeschreibungen steht das Gruppieren im Vordergrund: „Fasse Ausnahmeschreibungen zu Gruppen zusammen.“ Die Sprachübungen sind hier darauf beschränkt, weitere Wörter mit der jeweiligen Ausnahmeschreibung zu sammeln.
  • Bei den Fremdwörtern dagegen sind Übungen zum Sprachgespür wichtig. Sie dienen als Vorübungen, um Fremdwörter überhaupt als solche erkennen zu können. Die Übungen beziehen sich auf besondere Merkmale von Fremdwörtern (z. B. die Betonung, die Anzahl der Silben oder bestimmte Laute und Lautfolgen, die in deutschen Wörtern nicht vorkommen).