Anfangsunterricht

Wenn Kinder in die Schule kommen – Ausgangslage

Wenn Kinder in die Schule kommen, haben sie eine grobe Vorstellung davon, was sie in der Schule erwartet. Was die konkreten Vorgänge des Lesen-, Schreiben- und Rechnenlernens angeht, so haben diese Kinder ganz unterschiedliche Vermutungen und Erwartungen. Einige Kinder haben noch gar keine bestimmte Vorstellung und können nur das, was ihnen die Erwachsenen erzählen, mit einigen Fantasien ausschmücken. Andere kennen die Schule bereits aus den Schilderungen ihrer älteren Geschwister. Einige sind vor diesem Hintergrund freudig erwartungsvoll, andere eher ängstlich. Der Schritt vom Kindergarten zur Grundschule ist für die meisten Kinder ein sehr bedeutsamer Einschnitt. Hier fängt „der Ernst des Lebens“ an und endlich gehören sie nicht mehr zu den kleinen Kindergartenkindern, sondern zu den großen Schulkindern. Die meisten Kinder nehmen zum ersten Mal einen Entwicklungsschritt hin zur Erwachsenenwelt bewusst wahr. Die verschiedenen Einschulungsrituale heben diese Bedeutsamkeit besonders hervor.

Vor diesem Hintergrund ist es für die ersten Schultage wichtig, die Fantasien der Kinder, ihre Ängste und möglicherweise auch überhöhten Erwartungen durch ein reales Bild zu ersetzen. Die Vorstellung, die Kinder in den ersten Tagen entwickeln, prägt für eine ganze Zeit ihre Schulhaltung.

Schule bedeutet unter anderem:

1) Leben

  • Hier ist ein Ort, an dem ich mich wohlfühlen kann.
  • Hier gibt es eine Lehrerin (einen Lehrer), die (der) mich mag und der (dem) ich vertrauen kann.
  • Hier sind andere Kinder, mit denen ich spielen, lernen und Freude haben kann.
  • Nicht alle Kinder sind gleichermaßen nett zu mir. Doch wenn ich ein Problem habe oder traurig bin, dann unterstützen mich die Erwachsenen und ich kann mir Hilfe bei anderen Kindern holen.

2) Lernen

  • Die Lehrer(innen) zeigen mir, wie ich lesen, schreiben und rechnen lernen kann.
  • Beim Lernen kann ich das nutzen, was ich schon kann.
  • Etwas Neues zu lernen, ist spannend und interessant, aber auch anstrengend und mühsam. Wenn ich erfolgreich sein will, dann ist es am einfachsten, mich an bestimmte Regeln zu halten.
  • Etwas Neues zu lernen und zu können, bereitet Freude.
  • Die Kinder in meiner Klasse sind verschieden und sie lernen verschieden. Einige können schon sehr viel mehr und andere Kinder sind viel langsamer als ich. Wichtig ist, dass ich mein eigenes Tempo finde und behalte und mich nicht von anderen, die schon mehr können, treiben lasse.
  • Es gibt viele Dinge, die wir in der Klasse gemeinsam tun und lernen. Es gibt aber auch Dinge, die ich ganz allein für mich üben muss.

Kurz: Im Anfangsunterricht geht es darum, Schule für die Kinder bereits zu Beginn als Lebens- und Lernort erfahrbar zu machen. Der in dieser Anleitung beschriebene Lese- und Schreibunterricht konzentriert sich auf die Schule als Lernort, also nur auf einen Teil dessen, was Schule insgesamt ausmacht.

Zum Anfangsunterricht gibt es das ausführliche Anleitungsheft „AU – Individuelle Lernwege im Anfangsunterricht Deutsch. Lernbereiche im Anfangsunterricht“.

In diesem Heft werden zu jedem Lernbereich des Anfangsunterrichts die AU_HeftMethoden, Übungen und Materialien der Rechtschreibwerkstatt vorgestellt. Ausführliche Hintergrundinformationen zu den Lernbereichen helfen dabei, allen Kindern im Unterricht gerecht zu werden und einen inklusiven Unterricht zu gestalten. 

Shop_Button